Imposante Aufholjagd zum Titel
WÖLF/BAD HERSFELD •
VON WALTER KELL
Als mit der Meisterschaft das Unerwartete eingetreten war, wandte sich Berthold Ziegler an seine Mannschaft. Als könne er es selbst nicht so recht glauben, verkündete der Trainer in einer Mischung aus Reiz und Ansporn auf das Zukünftige sowie mit Stolz auf die vollbrachte Leistung: "Überlegt euch das mal -in der nächsten Serie gegen Hessen Hersfeld, die mal in der Oberliga waren, als Punktspiel!"
Die Geschichte, mit der der SV Wölf Jahr vor seinem 70jährigcn Vereinsbestehen Meister der Kreisliga A Hünfeld und somit Aufsteiger in die Bezirksliga Fulda Nord wurde, ist einzigartig. Und bestes Zeichen dafür, dass es noch etwas anderes gibt als das Geplante. Platz acht aus dem Vorjahr, mit Bernd Kehl (Ausbach), Michael Schröder (Maberzell) und Hacim Jakubi (Ufhausen) drei Leistungsträgcr als Abgänge - die Voraussetzungen schienen nicht gut.
Zudem gingen die beiden ersten Heimspiele gegen Soisdorf und Dittlofrod verloren, Platz elf nach dem dritten Spieltag war die Folge. Doch auch nach dem frühen Ausfall des hoffnungsvollen Neuzugangs Michael Hohmann (Steinbach), der nach einer komplizierten Verletzung im Verlauf der Serie nicht mehr eingesetzt werden konnte, fand sich die Mannschaft schnell.
Kameradschaft
Die Abstimmung innerhalb des altersmäßig günstig strukturierten Teams (drei ältere, ansonsten durchweg jüngere Spieler) wurde besser. Trainingsfleiß und Kameradschaft waren stimmungsfördernde und die Leistung belebende Elemente. Der Weg führte steil und unaufhaltsam nach oben: Nach dem 7. Spieltag Platz 3, nach dem elften sowie nach Ende der Vorserie Rang 2. In der Winterpause konnte die Mannschaft durch Imri Kuka noch verstärkt werden. Die Bilanz wurde im neuen Jahr durch das 2:1 im Nachholspiel beim Hauptkonkurrenten Sargenzell bestens fortgesetzt. Am 18. Spieltag gelangte Wolf mit dem 1:0 in Dittlofrod erstmals an die Tabellenspitze.
Diesen Platz an der Sonne gab der Meister in spe bis zum Ende der Serie nicht mehr ab - 18 Spiele ohne Niederlage in Folge bedeuteten 30:6 Punkte. Wichtige Etappen dieser beeindruckenden Serie waren das 1:0 im Rückspiel gegen Sargenzell sowie das 2:1 gegen Kiebitzgrund, bis dahin Dritter und noch mit berechtigten Chancen auf Platz zwei. Obwohl sich Christoph Hahner, Kapitän und "verlängerter Arm des Trainers", in dieser Partie den Fuß brach und Kiebitzgrund bis fünf Minuten vor Ende noch 1:0 führte, gelangen Michael Steinhauer und Agron Kuka auf den letzten Drücker die siegbringenden Treffer. Das letzte von drei Unentschieden gegen Saisonschluss war das goldene: Am vorletzten Spieltag erreichte Wolf in Rückers ein 2:2, und da zur gleichen Zeit Konkurrent Sargenzell 0:3 in Michelsrombach verlor, war die Meisterschaft besiegelt.
Teamgeist
Ziegler setzt hinsichtlich der Charakterisierung seiner Mannschaft eindeutig Akzente: "Der Teamgeist ist am wichtigsten, sonst ist keine Meisterschaft möglich." Doch auch der SV Wolf verfügt über einige zentrale Spieler. Abwehr-Legende Werner Schilling, zuvor schon vier Jahre Spielertrainer, ist mit 40 noch zuverlässig wie eh und je; er sprang am ersten Spieltag für den verletzten Thomas Wiegand ein und bestritt alle Spiele. Neben Christoph Hahner ist da Agron Kuka -wegen seiner Schnelligkeit, Dribbelstärke und Torgefährlichkeit, er erzielte 18 Treffer, heftigst umworben. Und auch Andreas Spies, 19jähriger Nachwuchstorwart, entwickelte sich, schneller als viele erwarteten, zum echten Rückhalt und würdigen Nachfolger des Spitzenkeepers Markus Wiegand.
20 Spieler eingesetzt
Am Meisterstück waren 20 Spieler beteiligt, die 49 Tore erzielten. Im einzelnen: Schilling (26 Spiele/2 Tore), Steinhauer (26/8), Michael Abel (25/2), Manfred Quanz (24), Andreas Spies (23), Jörg Meißmer (23/1), Thomas Kehl (22), Agron Kuka (22/18), Norbert Hess (21/5), Andreas Klee (20/1), Christoph Hahner (19/8), Thomas Wiegand (18), Dirk Zachartschuk (13), Jürgen Wiegand (11/2), Imri Kuka (10/1), Marco Zentgraf (10), Thorsten Meißmer (5), Michael Hohmann (5), Markus Wiegand (3), Tefik Krasniqi (2).
Stimmiges Umfeld
Ziegler, in Kürze 48 werdend, ist im zweiten Jahr Trainer in Wölf. Zuvor war er drei Jahre in Dammersbach tätig, wobei er im ersten auf Anhieb Meister wurde. Er ist gebbürtiger Roßbacher und spielte dort mit 38 Jahren noch in der ersten Mannschaft. Der 31jährige Markus Wiegand ist seit zehn Jahren Jugendwart beim SV Wölf und jetzt Betreuer der ersten Mannschaft. Er galt als einer der besten Torleute der Gegend, trat wegen starker beruflicher Beanspruchung vom aktiven Geschehen aber weitgehend zurück. Erster Vorsitzender ist Hubert Mörmel, zweiter Vorsitzender Uwe Bornemann. Und als Schriftführer sollen Joachim Hahner und dessen Stellvertreter, die "Vereins-Einrichtung" Ewald Kister, nicht vergessen werden.
Jubelten über den Gewinn der Meisterschaft: Die Spieler und Betreuer des SV Wölf. Foto: H.P Schmidt